Letzte Änderung: 3. September 2022
25. Todestag von VIKTOR E. FRANKL
Am 02.09.1997 starb Viktor Emil Frankl, ein weltweit angesehener Psychologe und Holocaust-Überlebender. Zum Gedenken an seinen 25. Todestag werfen wir einen Blick auf sein Leben und Überleben.
Ich selbst arbeite an der Frankfurter Viktor-Frankl-Schule, einer Förderschule für Schüler*innen mit umfassenden Beeinträchtigungen. Gleich zu Beginn habe ich mich daher mit dem Namensgeber beschäftigt. Einige Jahre später kam die Franziskanerin Sr. Bernharde ins LUKAS 14 und brachte ein Buch vorbei, das man zum Verleih auslegen sollte:
Viktor Frankls Buch
„…trotzdem Ja zum Leben sagen – Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager“
(Deutscher Taschenbuch Verlag, München).
In diesem überaus empfehlenswerten Buch, das in 26 Sprachen übersetzt und weltweit über 12 Millionen mal verkauft wurde, erzählt Frankl von seiner Zeit im KZ. Die unvorstellbaren Erniedrigungen und Gräueltaten, denen Menschen dort ausgesetzt wurden, stehen jedoch nicht im Vordergrund seiner Erzählung. Vielmehr ist es der Umgang mit ihnen und die Strategien, die ihn und andere überleben ließen, und die sich in der von ihm entwickelten Logotherapie (von griech. lógos „Sinn, Gehalt“ und therapeúein „pflegen, sorgen“) wiederfinden. Bei allem Leid „trotzdem“ JA zum Leben zu sagen und den „Willen zum Sinn“ auch unter schwersten Bedingungen zu erhalten.
Foto: Prof. Dr. Franz Vesely, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons
„Auch Humor ist eine Waffe der Seele im Kampf um ihre Selbsterhaltung.“
Viktor Frankl
Viktor Frankl ist es durch seine Theorien gelungen, die Zeit im Konzentrationslager trotz Verzweiflung und Todesangst nicht nur zu überleben, sondern auch ohne Hass, Gram oder Vergeltungssucht daraus hervorzugehen. Seine Lehren haben bis heute große Bedeutung. Auch mit einem Dach über dem Kopf und einem gefüllten Teller steht jeder Mensch vor seinen ganz individuellen persönlichen Herausforderungen, die ihn immer wieder an die eigenen Grenzen des (er-)tragbaren bringen. In diesen Situationen hilft Frankls „Wille zum Sinn“, trotzdem JA zum Leben zu sagen. Für Frankl selbst lag der Sinn in der Vorstellung, dass er in der Zukunft Vorlesungen über die Auswirkungen des Konzentrationslagers auf die Psyche halten würde. Diese Vorstellung sollte sich bei ihm bewahrheiten, er erhielt eine Professur an der Universität in Wien und Gastprofessuren weltweilt.
„Menschsein heißt letzten Endes verantwortlich sein. Verantwortlich für die Erfüllung jenes Sinnes, der darauf wartet, von ihm und nur von ihm erfüllt zu werden.“
Viktor Frankl
Als pflegender Angehöriger habe auch ich mir die Sinnfrage gestellt und von der Mutter eines meiner Schüler eine Antwort erhalten, die Frankls Idee folgte: „Ich weiß es gibt einen Sinn dahinter, auch wenn ich ihn nicht kenne (und auch nicht kennen muss).“
Für die Menschen in und um den Verein LUKAS14 bildet Viktor Frankls „Wille zum Sinn“ die Basis einer inneren Haltung: Das eigene Leben auch unter schweren Bedingungen wie Krankheit, Behinderung, Leid und Verlust so selbstbestimmt, verantwortlich und sinnerfüllt wie möglich zu gestalten und Menschen auf diesem Weg zu unterstützen, denen es alleine nicht gelingen würde.
Stefan Richter