Der diesjährige Besinnliche Vormittag und Feier einer Agape mit dem Franziskaner Br. Helmut Schlegel hatte „Versöhnung“ zum Thema. Zu Beginn erzählte Br. Helmut die Geschichte von den zwei Igeln, die in ihrem gemeinsamen Nest im Winter den richtigen Abstand zueinander finden müssen, dass Nähe nicht verletzend und Distanz nicht frierend macht. Auch in Beziehungen von Menschen ist es nicht einfach, die jeweilige Nähe, die den anderen nicht erdrückt, oder Distanz, die beim anderen kein Gefühl des Verlassenseins aufkommen lässt, zu finden.1
1: https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Stachelschweine_(Parabel) In der originalen Parabel von Arthur Schopenhauer ist noch von Stachelschweinen die Rede.
Leider passieren häufig im Miteinander von Menschen Verletzungen (oft ungewollt), die tiefe Wunden reißen können, da lange zurückliegende Verletzungen wieder aufbrechen, und diese dann eine Versöhnung erschweren oder verhindern/unmöglich zu machen scheinen.
Global betrachtet scheint die Erde zurzeit vor allem ein Ort zu sein, an dem Kriege wüten, Hass zwischen Völkern und Nationen herrscht, Egoismus sich ausbreitet in Form von mangelnder Teilnahme an der Not von Flüchtlingen, Gier und Besitz, Streben nach Macht. All dies wird auch im Versöhnungsgebet von Coventry formuliert. Die Kathedrale der englischen Stadt wurde im Zweiten Weltkrieg bei einem Luftangriff der Deutschen zerstört. Aus drei Zimmermannsnägeln des Dachstuhls wurde ein Nagelkreuz zusammengesetzt als Symbol für Versöhnung und Frieden.2
2: https://de.wikipedia.org/wiki/Nagelkreuz_von_Coventry
Alle Teilnehmenden hatten die Möglichkeit ihr eigenes Nagelkreuz aus drei Nägeln mit Bast oder Draht zu gestalten, gleichzeitig eine Übung in gegenseitiger Unterstützung, da das Basteln der Kreuze mit Hilfe einer anderen Person viel leichter klappt. Den Abschluss bildeten das gemeinsame Brotbrechen und ein einfaches Mittagessen.
Zum Nachdenken für Zuhause hat Br. Helmut noch einen „Dekalog des Vergebens“ ausgeteilt:
Dekalog des Vergebens
- Vergeben heißt nicht: Unrecht vergessen.
- Vergeben heißt nicht: Unrecht gutheißen.
- Vergeben heißt nicht: Unrecht verharmlosen.
- Vergeben heißt nicht: Unrecht verschweigen.
- Vergeben heißt nicht: schwach sein.
- Vergeben heißt: stark sein.
- Vergeben heißt: zuerst mir selbst vergeben.
- Vergeben heißt: fair sein statt verletzen.
- Vergeben heißt: Einsicht und Entschuldigung annehmen.
- Vergeben heißt: mich und meine Mitmenschen in Gottes Hand geben.